die Restaurierung



In den neunziger Jahren war der Schützen­fahne anzu­merken, dass die mehr als vier Jahrzehnte seit der Übergabe durch Heinrich Hausmann nicht spurlos an ihr vorübergegangen wa­ren. Trotz verschiedener kleinerer Re­paraturen im Laufe der Zeit, zuletzt anläss­lich des 100-jährigen ASV-Jubiläums durch den damaligen Vizepräsidenten Heinrich Gold­kuhl veranlasste, war nun­mehr eine gründ­liche Renovie­rung un­umgänglich ge­worden. Das Ur­teil des Fachman­nes war niederschmetternd: Der Zahn der Zeit hatte ganze Arbeit gelei­stet; die Fahne musste fast vollständig er­neuert wer­den. Lediglich das als Sticke­rei aus­geführte Eichenlaub konnte erhalten und auf das neue Fahnen­tuch übertragen werden. Die zu erwarten­den Kosten be­wegten sich in astronomischer Höhe; man hätte dafür gut und gerne eine neue Fahne an­schaffen können.

In dieser Situation trat nun wiederum Heinrich Haus­mann auf den Plan. Als im Oktober 1995 ASV-Präsident Günter Baumei­ster, Ehrenpräsident Hans Kuhlen, Musikdezernent Karl van Bökel und Hans Maubach in den Schwarzwald fuhren, um ihm in seiner dorti­gen Wahl­heimat zum achtzig­sten. Ge­burtstag zu gratulieren, kam man auch beiläu­fig auf den desolaten Zustand der Vereinsfahne zu sprechen - mit dem Ergebnis, dass der damalige Stifter nun auch die Kosten für die notwendige Wiederherstellung übernehmen wollte.

Einige Wochen später jedoch geschah etwas völlig Unerwarte­tes: Hein­rich Hausmann starb und wurde, beglei­tet von ‚seiner Fahne‘, im Januar 1996 auf dem Willi­cher Friedhof zu Grabe getra­gen. So schien die Instand­setzung wieder in weite Ferne ge­rückt, wenn es nicht die Familie Lübbers gegeben hätte. Sie war mit dem Verstorbenen sehr eng befreundet gewesen und erbot sich, dessen Vorhaben, quasi als ein Andenken an ihn, doch noch durch­zuführen. So geschah es auch. Die Restaurierung wurde in Auftrag ge­geben, und beim 111. Schützenfest 1996 erstrahlte die Fahne des Allgemeinen Schützenvereines Willich wieder in neuem Glanze [1].




 
Mit diesem schönen Abschluss könnte die Ge­schichte eigent­lich zu Ende sein - doch es gibt noch etwas zu berichten:




Als die Fahne nämlich Anfang Juli 1996 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und in der Spar­kasse im Rahmen einer Aus­stellung zum ersten Male in ihrer ganzen wiederherge­stellten Pracht zu betrach­ten war, bemerkten die Mitglieder der Fahnenkompanie mit Ent­setzen, dass beim Re­staurieren offenbar ein Feh­ler unter­laufen war:

 Das Willicher Ortswappen war seitenver­kehrt auf­gebracht!

Nun ließ sich dies so kurz vor Schützenfest natürlich nicht mehr be­heben und daraufhin zog die Fahnen­kom­panie in dem Jahre halt mit einem  spiegel­bildlichen Wap­­pen durch den Ort. Zum Glück hatte das allem An­schein nach kaum ein Mensch be­merkt. Gleich nach dem Fest wurde der Fehler wieder ausge­bügelt und so präsen­tiert sich heute die ASV-Fahne wie­der makel­los.



[1] Erinnerungen von Günter Baumeister (1998).